Neue Nutzung für das ehemalige Hospiz

Ein Glücksfall: Durch die Kooperation von Stiftung für die Diakoniestation und Kliniken wird bezahlbarer Wohnraum für Pflegekräfte und medizinisches Personal geschaffen. Klinikdirektorin Anne Matros nimmt den Schlüssel für das ehemalige Hospiz von Thomas Reusch-Frey, Rolf Schnee und Rudolf Bayer entgegen.

Neue Nutzung für das ehemalige Hospiz

Wohnraum für Pflegekräfte

Kliniken und Stiftung für die Diakoniestation arbeiten zusammen für eine gute Pflege

Bietigheim-Bissingen. Diese Konstellation ist einmalig und beispielhaft: Das Bietigheimer Krankenhaus und die Stiftung für die Diakoniestation bilden ein Netzwerk, um Wohnraum für Pflegekräfte zu schaffen.

„Wir betreten Neuland und leisten einen Beitrag, dass die Menschen bei uns, gut, sicher und zuverlässig gepflegt werden“, heben Thomas Reusch-Frey und Rudolf Bayer für die Stiftung und Anne Matros als Regionaldirektorin für die Kliniken hervor.

Gute Pflege ist nur mit gutem, qualifiziertem Personal möglich. „Wir möchte alle Möglichkeiten nutzen, um junge Leute für einen Pflegeberuf zu gewinnen und erfahrenes Personal zu halten. Dazu gehört auch, dass wir an das Thema Wohnen denken und wirklich attraktive Wohnangebote machen“, verdeutlichen Anne Matros und Thomas Reusch-Frey, der mit dieser Idee der Zusammenarbeit vor einiger Zeit auf die Klinikverantwortlichen zuging.

„Verschiedene Möglichkeiten für die Nutzung der Räumlichkeit des ehemaligen Hospizes haben wir mit dem Stiftungsrat geprüft. Leider mussten wir die Pläne für eine ambulant betreute Wohngemeinschaft aufgeben, weil notwendige Fördermittel ausblieben und gesetzliche Änderungen diese Wohnform finanziell unattraktiv gemacht haben. Mit der jetzigen Nutzung können wir wirklich dort helfen, wo es am drängendsten und notwendigsten ist – beim Personal“, erläutern die beiden Vorstände der Stiftung Thomas Reusch-Frey und Rudolf Bayer.

Die vergangenen Monate der Corona-Pandemie haben gezeigt, welche herausragende Bedeutung die medizinische Versorgung und die Pflege für die Genesung in schwieriger Zeit hat und eben deshalb als systemrelevant gilt.

Doch gleichzeitig erschwert die angespannte Situation die Pflegekräfte wie auch das gesamte medizinische Personal. Die Belastung durch die lange Zeit der Pandemie mit den schon zuvor bestehenden hohen Anforderungen ist gewachsen. „Gerade jetzt gilt es, jede Pflegekraft und das medizinische Personal zu halten,“ zeigen die drei Akteure auf. Mit einem günstigen Wohnangebot wollen Kliniken und die Stiftung für die Diakoniestation zumindest einen kleinen Beitrag leisten. Ist es schon schwierig, auf dem engen Wohnungsmarkt überhaupt eine Wohnung zu finden. So ist eine wahre Herausforderung, bei den überhitzten Mieten bezahlbarer Wohnraum zu bekommen. „Es darf und soll nicht sein, dass Pflegekräfte bei uns arbeiten möchten und dies an einer fehlenden Wohnung scheitert“, beschreiben die drei Engagierten ihre Motivation,

Mit dem Kauf des ehemaligen Hospizes in der Gartenstraße 40 hat der Stiftungsrat mit Brigitte Kaufmann, Eva Scheuer Sabine Seidenspinner, Edwin Beckert, Ulrich Gschwender, Frank Hofmeister, Oberbürgermeister Jürgen Kessing, Dr. Christoph Küenzlen Hans-Joachim Rast, Daniel Schaal und Carsten Schüler eine gewichtige Entscheidung getroffen. Den Kaufpreis von 670.000 Euro konnte die Stiftung nur mit der Aufnahme eines Darlehens in Höhe von 200.000 Euro begleichen und baut in der nächsten Zeit auf entsprechende Zuwendungen. Diese Hoffnung ist nicht unberechtigt, denn die Stiftung erfreut sich einer breiten Verankerung in Bevölkerung.

Für die Kliniken heißt es jetzt, die entsprechenden Planungen auf den Weg zu bringen, damit möglichst bald den Pflegekräften und dem medizinischen Personal attraktiver Wohnraum angeboten werden kann.

Neben dem ehemaligen Hospiz sieht die Stiftung auch den 8. Stock der Gartenstraße 40 als eine Personalwohnung für Pflegekräfte vor. Hier werden auch die Kliniken zum Zug kommen. Dabei besteht die Zusage, dass die Kliniken im entsprechenden Bedarfsfall dem Pflegepersonal der Diakoniestation mit ihrem Wohnungsbestand helfen.

Die Stiftung konnte bereits vor einigen Wochen einem Altenpfleger der Diakoniestation eine Wohnung im 9. Stock der Gartenstraße anbieten. Er hat sich dort inzwischen häuslich eingerichtet und spart jeden Tag eine lange Anfahrtszeit.

Neu und vorbildlich ist, dass die ambulante Seite der Pflege der Diakoniestation und der stationäre Bereich der Kliniken in solch einer Art zusammenwirken. „Es geht uns als gemeinnützige Einrichtungen um ein soziales Ziel, um Nächstenliebe und Solidarität und damit auch  um eine gute medizinische Versorgung und eine zuverlässige Pflege der Menschen, die krank sind und auf Pflege angewiesen sind. Da zählen Zusammenarbeit und Vernetzung, neue und innovative Ideen und eine tatkräftige Umsetzung“, sagen Anne Matros, Thomas Reusch-Frey und Rudolf Bayer und blicken zuversichtlich nach vorne.